Die Idee ist nicht neu, doch auch dieses Mal wird ihr große Aufmerksamkeit zuteil: Vier Herren, der Soziologe Dieter Haselbach, der Direktor von "Pro Helvetia" Pius Knüsel, der Professor für Kulturwissenschaft und -management Armin Klein und der Kulturreferent Stephan Opitz, fordern in ihrer „Polemik über Kulturpolitik, Kulturstaat und Kultursubvention” »Der Kulturinfarkt« den Abbau der Hälfte aller kulturellen Institutionen, da – so der Untertitel des Buches — es „von allem zu viel und überall das Gleiche” gäbe.

Doch diese alte Idee scheint angesichts immer größer werdender Sparzwänge aktueller denn je zu sein: Wo man auch hinsieht, quasi überall gibt es Bestrebungen, kulturelle Angebote abzubauen – so will etwa der SWR das Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammenfügen, also die Institutionen, wie gefordert, halbieren.

Die Polemik ist weitgehend auf große Ablehnung gestoßen und wird in der deutschen Kulturwelt heftig und nicht immer nur sachlich diskutiert – dazu ein Beispiel: Nachdem der Deutsche Kulturrat fälschlicherweise behauptet hat, die Autoren wollten die Hälfte der staatlichen Subventionen streichen, drohten diese damit, juristische Mittel einzusetzen, worauf der Deutsche Kulturrat folgendes Statement auf seiner Internetseite abgab: „Sorry, Kulturinfarktautoren wollen doch nur die Hälfte der Kultureinrichtungen schließen.”

Doch was steckt wirklich hinter den Ideen der Kulturinfarktautoren? Welche Ideologie wird hier beispielhaft an der Kultur praktiziert? Sieht die Kulturlandschaft wirklich so aus? Sieht es für sie wirklich so düster aus? Wir wollen trotz der Emotionalisierung des Themas das fördern, was Jens Bisky in der Süddeutschen Zeitung (18.3.12) zu diesem Thema fordert: „Lieber ein Streit, der sich lohnt.”